Without the mask
- Where will you hide?
Aus dem Buch:
Betroffene leiden unter einer andauernden fehlenden Ich-Identität, die sich z.B. auf die Bereiche Selbstbild, Berufswahl, langfristige Ziele, und Art der gewünschten Partner/ Freunde erstrecken kann.
Sie akzeptieren die eigene Intelligenz, Attraktivität oder Sensibilität nicht als konstante Züge, sondern eher als vergleichbare Qualitäten, die immer wieder neu verdient und im Vergleich mit anderen beurteilt werden müssen.
Das Selbstwertgefühl und die Fähigkeit zur Selbstachtung basieren beim Borderliner deshalb nicht auf in der Vergangenheit erbrachte Leistungen, sondern auf aktuelle (Miß-)Erfolgserlebnisse und Feedback durch Dritte.
"Ich habe in den 4 Monaten Klinikaufenthalt viel über mich gelernt, aber wer ich bin das weiss ich noch immer nicht. Manchmal passe ich mich wie ein Chamäleon den Leuten/Umgebungen/Situationen an ich trage viele Masken,
manchmal gewollt manchmal ungewollt. Das macht es sehr schwierig für mich selber zu wissen, wann ich wirklich
ich bin und wann nicht."
"Jeden Tag bin ich auf der Suche nach mir selbst, es ist wie ein unendliches Puzzle, manchmal denk ich, ich hätte das letzte Teil geschafft, aber dann merk ich, dass das Bild nicht stimmt. Es kann ganz schön erschöpfend sein, sich immer und immer wieder Gedanken über sich, seine Krankheit zu machen - vorallem wenn man nicht weiter kommt.
Ich bin sehr unsicher, was meine eigenen Einschätzung angeht, auch wenn ich von etwas fest überzogen bin, kann ich am nächsten Tag wieder zweifeln. Es muss nur jemand was anderes sagen, schon glaub ich mir nicht mehr. Ich muss mir auch immer wieder beweisen, was ich kann, ansonsten bin ich ein Versager. Wenn ich heute etwas falsch mache, erinnere ich mich nicht mehr, dass ich gestern doch noch ganz gut war. Es zählt nur der Moment, jeden Tag muss ich mir meine Leistungen neu verdienen.. Das zeigt auch mein Perfektionismus, den ich manchmal ganz schön verfluche.. "
Ich frag mich oft, wer ich bin, oder was ich bin.. Bin ich ein Mensch mit einer Borderline-Störung? Oder ist es die Borderline-Störung, mit einem Leben nebendran, das fast keinen Platz mehr bekommt? Was wäre ich ohne meine Krankheit, wäre ich überhaupt noch?